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Kapo – Die Position zwischen Top und Sub

oder “Nach oben kuschen – nach unten treten”

homeBildH-andiost002Andiost (49) lebt seit er 16 ist seine Fetische aus. Längere zeit war er auch bei den Green Berets Schweiz aktiv. In seiner Karriere war er sowohl Sub wie auch Top und lebt seit einiger Zeit das aus, was ihm am meisten anspricht, nämlich die Stellung dazwischen.


MasterMarc: Hallo Andiost. Anfangs fast schon als Pflicht die Frage, wie lange du schon in der Fetisch- und SM-Welt zu Hause bist und wie du damals dein Einstieg in diese gefunden hast?

Andiost: Den ersten SM-Kontakt hatte ich mit 16…ja, Schutzalter hin oder her….wobei ich mich erinnere, schon früher SM-ähnliche Gedanken und Spielchen an mir selbst gemacht zu haben bzw. mit Freunden gewisse Sachen (sich fesseln, sich entdecken, sich knechten lassen/einen oder mehrere in die “Zucht” nehmen – pubertäre Spielchen eben) ausprobiert habe.

MasterMarc: Das ist schon früh besonders da dies schon einige Jahre her ist. Heute finden mehr Junge den Weg schon früh in die Fetischwelt. Und nach all den Jahren bei welchen Fetischen bist du hängen geblieben und lebst du auch aus?

Andiost: Mit den Fortschritten der Cyber-Welt ist es heute viel einfacher sich ein Bild zu machen und sich einen Überblick über das Angebot zu holen. Oft reizt es Junge einfach, etwas zu erleben und die Hemmschwelle ist sicher auch durch die veränderten Sozialstrukturen viel geringer als noch vor rund 30 Jahren.

Ich hatte eigentlich immer schon den Army/Militär-Fetisch und wurde darin gross und erwachsen in der SM-Szene. Dazu gesellten sich später dann der Worker- und im speziellen der Farmer-Outfit. Zwischenzeitlich gab es eine Periode mit Motorradleder, als ich noch Mitglied im LMZ mit eigenem Motorrad war.

Ja, ich lebe den Fetisch aus. Mal mehr mal weniger. Zur Zeit eher wieder mehr, da ich wieder mehr Freizeit habe und die beruflichen Karriere Absichten nicht mehr so im Vordergrund stehen wie noch vor Jahren.

MasterMarc: Was ist denn für dich der Reiz am Army-Fetisch? Was stellt so der besondere Kick dafür da und gehts nur um die Kleidung oder auch um Action?

Andiost: Es geht mir beim Army/Militär-Fetisch um beides, wobei die Klamotten nicht 100%ig stimmen müssen. Wir Schweizer haben ja im Gegensatz zu vielen Nachbarn einen längeren Armeeeinsatz hinter uns (Rekrutenschule/Abverdienen/Ergänzungskurse etc.) und haben daher oft ein anderes Gay-Army-Verständnis. Dies hat sich in den Jahren 1996 – 2006 bei verschiedenen Treffen mit damaligen Gay-Army-Gruppen vor allem in Deutschland herauskristallisiert.

Als Gründungsmitglied der GBS (Gay-Army-Switzerland) – nicht zu verwechseln mit den GBI (Deutschland) haben wir damals regelmässig Action-Camps veranstaltet. Diese unterschieden sich, nach gegenseitigen Besuchen anderer Gay-Army-Gruppen, doch recht.

Es geht mir selbst nicht um den Formal-Drill und ein 1:1 Abbild der Armee/Militär-Abläufe. Wichtig für mich ist den Mann, seine Dominanz bzw. seinen Gehorsam zu fühlen und zu spüren. Selbstverständlich spielen die Klamotten, der Umgang und der Respekt dabei eine wichtige Rolle, sei es bei Indoor- oder Outdoor-Action.

Schlussendlich und nicht zu verachten ist die Kameradschaft, das Zusammensein, das sich selbst erleben können im Wechselspiel der Härte wie aber auch der Zuneigung – das ist für mich SM.

MasterMarc: Ja, das Verständnis von uns Schweizer scheint da wirklich anders. Im Interview betreffend der Bootcamps Berlin hab ich auch gemerkt, dass die – ohne abwertend zu sein – gerne Armee spielen, während bei uns der SM mehr im Vordergrund steht. Du selbst nimmst ja gerne die Stellung des Kapo ein, also nach oben kuschen nach unten treten. Was ist dabei für dich so reizvoll und welche Action macht dich da besonders spitz?

Andiost: Dazu möchte ich zuerst einwenig über meine SM Entwicklung berichten. In den frühen Jahren bis etwa 25 war ich SUB. Wurde entsprechend erzogen und geformt durch Tops die von der Sache (mehr oder weniger) etwas verstanden haben. Dann begann der Wandel zum TOP – ausschliesslich TOP mit allen Konsequenzen, denn ich wusste ja nur zu gut, was ein SUB aushalten kann.

Mit etwa 30/35 Jahren und den regelmässigen Treffen bei den Männern der GBS entdeckte ich die KAPO-Stellung. Dabei behilflich war ein Offizier der GBS, der mich wie kein anderer in der Hand hatte. Ein Blick oder eine Geste genügte und mir war klar, was zu machen war. Dies bekamen die Soldaten und Rekruten dann recht intensiv zu spüren.

Ausserhalb der GBS entwickelte sich ein Freundeskreis, der mich in der Stellung akzeptierte. Einige der früheren Gay-Bekanntschaften Tops wie Subs kamen und kommen aber immer noch nicht mit der KAPO-Stellung zurecht. Schade eigentlich, denn SM hat so viele Spielvarianten, die es zu respektieren gilt, auch wenn man sie selbst nicht mitspielt.

Was mich dabei “spitz” macht….. Es ist die Sandwich-Funktion. Dem Top zu dienen und dem Sub zu geben was vom Top verlangt wird … und das oft noch intensiver als gedacht.

Als Beispiel: Der Offizier verlangt von mir, dass ich vor seinen Augen einen Soldaten oder Rekruten drille/foltere/dran nehme oder wie auch immer – weil er z.B. keine Lust hat sich mit dem Objekt selbst abzumühen aber geil ist auf die Action. Wenn ich oder der SUB es nicht ordentlich macht, dann wird der Offizier es an mir auslassen und ich nehme mir dann den SUB später selbst nochmals vor …. aber das erlittenen in mehrfacher Intensität weitergebend.

MasterMarc: Ich bin jetzt weniger im Army-Fetisch zu Hause aber ich kenn das auch von der Slave-Master-Action. Ich selbst geniesse es, einen guten Alphaslave bei mir zu haben. Wie du sagst, der kann einem ja auch Arbeit abnehmen, man kann auch mal zusehen, man kann delegieren aber auch dann den Alpha bestrafen und dran nehmen um auch den anderen Slaves zu zeigen, dass der Alpha eigentlich ein Teil von ihnen ist. Ich denke diese Zwischenfunktion kompletiert das ganze und Hierarchie besteht ja nicht nur aus zwei Funktionsstufen. Was sind denn für dich ausserordentliche Momente, speziell geile Vorkommnisse die du als Kapo erleben durftest?

homeBild2-andiost001Andiost: Alphasklave ist ein guter Ausdruck, der sicher zum KAPO-Status in der Hierarchie passt. Wobei ich mich nicht als Sklave fühle – daher benutze ich das Wort für mich selbst nicht.

Es gab und gibt sehr viele ausserordentliche oder spezielle Momente, die ich als KAPO erleben durfte. Sei es bei den GBS oder auch bei den Herren, bei denen ich sonst dienlich bin.

Wie schon kurz erwähnt, hatte ich bei den GBS einen Offizier, der mich in der Hand hatte. “Comming home” und wissen, wo man hingehört in einer Gruppe zusammengewürfelter, geiler Männer mit verschiedenen Bedürfnissen und Ansprüchen.

Bereits auf der Fahrt in’s Camp wurde die Spur eingestellt und dann gehalten bis zum Abschied. Ein Blick und die dienende Seite war aktiviert, eine Geste und die “gebende” Seite wurde in Gang gesetzt. Ein Wechselspiel der Gefühle – mal sehr zart mal äusserst hart. Den Kontakt pflege ich heute noch und der Offizier hat immer noch die gleiche “Macht” über mich wie vor rund 20 Jahren.

Ausserordentlich bezeichnen kann man z.B. die eingespielten Rollen bei denen die Soldaten/Rekruten/SUB völlig überrascht von der Situation und der Szenerie wurden.

Keine lauten Befehle, kein Rumgeschreie – ein Zeichen und der SUB wurde von mir in die Mangel genommen, ohne dass er je eine Chance hatte sich darauf einzustellen. Die “Angst” des SUB zu spüren, die wohlwollenden Gesten des TOP zu sehen und ggf. die entsprechende Korrektur empfangen und weitergeben zu können.

Aus dem Bereich der Kontakte ausserhalb der GBS ist diese Anekdote sicher interessant:

Ich wurde aufgrund eines Chat-Kontaktes hier im GR zu einem Herrn bestellt, der einige Haus- Service und Nutzsklaven hat. Er wollte einmal erleben, wie ich als KAPO im typischen Schweizer oldschool Knechten-Outfit derb sein Eigentum zurechtstutze, da sie anscheinend übermütig geworden sind.

Der Herr stammt aus einem aussereuropäischen Kulturkreis und daher war der Umgang mit den Slaven auch ethnologisch für mich interessant sowie eine gänzlich neue Erfahrung.

Ich wurde an der vereinbarten Stelle entsprechend der gesellschaftlichen Stellung des Herrn in einem Wagen abgeholt und direkt in die Einstellhalle seiner Residenz geführt. Dort konnte ich mich in das entsprechende Out-Fit umziehen und dann begann eine intensive Zeit.

Zuerst Vorstellung beim Herrn in seinen Gemächern. Dann einzelne Präsentation der Sklaven-Ware (Originalbezeichnung des Herrn). Kurze Anweisung über GO und NO-GO wobei die NO-GO äusserst klein waren.

Er verlangte uneingeschränkten Gehorsam gegenüber ihm und von seinen Sklaven gegenüber mir. Diese schienen es recht locker zu nehmen, bis ich damit angefangen habe einen der zugewiesenen Jüngelchen so richtig zu bearbeiten.

Der Herr hatte grossen Gefallen an mir und ab und zu machte ich natürlich auch absichtlich Fehler um zu sehen, was das bei ihm auslöst. Deftig-heftig kann ich das Ergebnis nur klassifizieren – nicht nur der Herr, sondern auch ich und die Sklaven kamen zu 100% auf ihre Rechnung.

Ich weiss, es tönt jetzt alles nach Kopfkino und “das kann doch nicht sein” – aber ich sagen nochmals, SM ist ein sehr weites Feld und wird von Top-Managern und Politikern bis zum arbeitssuchenden Arbeiter gelebt.

MasterMarc: Wirklich sehr spannend und zugegeben auch anregend. Was für Charaktereigenschaften muss ein Kapo haben, damit er diese Position auch richtig mag und darin aufgehen kann?

Andiost: Er muss die SUB wie auch die TOP Position selbst gelebt (und nicht nur gekannt) haben, einstecken wie auch austeilen können. Dienen und fordern als Selbstverständlichkeit ansehen. Einen guten, bodenständigen Charakter haben und offen für Neues sein. Den Mut haben, aus sich raus zu kommen und auch mal etwas zu Erleben, dass er selbst bis anhin nicht kannte.

Er sollte, aus meiner Sicht nicht devot, unterwürfig sein. Wissen was er will und den TOP so führen, dass der TOP meint, er führt den KAPO und die SUB.

Schlitzohrigkeit und ein gesundes Mass an “Aufmüpfigkeit” an den Tag legen, um es dem TOP nicht zu leicht zu machen.

Somit haben alle ihren Spass und der TOP wird auch gefordert.

MasterMarc: Du sagst er muss Erfahrungen sowohl als Sub als auch als Top haben. Denkst du nicht es ist auch möglich, dass jemand ohne je richtig Top gewesen zu sein zum Kapo, respektive Alpha, erzogen werden kann, wenn der Offizier oder Master merkt, dass einer seiner Slaves Top-Tendenzen hat? Somit also direkt vom Sub zum Kapo werden, ohne die Zwischenstufe noch als Top.

Andiost: Ein Alphasklave sicher, aber mein Verständnis vom KAPO ist da schon tiefgründiger. Aus meiner Sicht ist ein Alphasklave dazu erzogen worden, ein Alphasklave zu sein. Ein KAPO fühlt diese Rolle in sich selbst und ist von Innen heraus dazu bereit, ohne sie von einem Meister “anerzogen” zu bekommen. Ein richtiger KAPO muss beide Seiten kennen, denn er ist mehr als ein Alphasklave, denn er denkt auch für den TOP mit. Kann auch in der realen Welt mit einem Butler oder “personal Assistant” verglichen werden.

MasterMarc: Naja, da divergieren ein wenig unsere Meinungen. Du kannst zwar jemand zu einem Alphaslave erziehen, ist er aber ein reiner Sub, so wird er nie ein guter Alpha werden. Er muss diese latente Top-Ader schon in sich haben. Das Mitdenken erwarte ich vom Alpha-Slave auch. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein richtiger Top, der wirklich Top ist, sich mit der Zwischenrolle abfinden kann. Kann es sein, dass du zwar als Top agiert hast, aber doch immer den Sub in dir auch mitgetragen hast? Und das dieses beides in dir drin haben, dich zu einem guten Kapo macht, aber das reine Top sein für dich langfristig nicht wirklich befriedigend wäre?

Andiost: Da stimme ich dir vollkommen zu. Nur mit etwa 25 bis etwa 35 war ich noch nicht soweit, das auch wirklich zu sehen und zu akzeptieren. Ich agierte als TOP ohne wenn und aber. Lies damals keinen anderen TOP an mich ran und hatte sehr hohe Ansprüche an mich selbst, an die SUB und allf. weitere TOP. Erst mit den GBS wandelte sich die Situation. Ggf. hatte dies auch mit dem beruflichen Umfeld zu tun – eine Vermischung von 1st-live und 2nd-live. Ganz auszuschliessen ist dies im Nachhinein nicht.

MasterMarc: Man muss seine Position finden und das kann Zeit brauchen. SM und Fetisch sind halt nicht schwarz-weiss sondern haben viele Variationen. Im Gegensatz zum Top ist ja nicht nur die Entscheidungsgewalt sondern auch die Verantwortung eingeschränkt. Welche Verantwortung gehört in deinen Augen ganz in die Hände des Tops und welche Verantwortungen soll man dem Kapo überlassen?

Andiost: Buff…das ist jetzt eine Schlüsselfrage, die sich nicht so leicht beantworten lässt. Aus meiner Sicht ist der KAPO in gewissen Entscheidungen frei und die Verantwortung des KAPO ist sogar noch grösser, da er für den TOP mitdenken muss. Er muss den TOP unterstützen und wir wissen ja alle, dass TOPs manchmal über die Stränge schiessen 🙂 Der TOP muss sich bewusst sein, dass seine Entscheidungen endgültig sind. Als Alphasklave hat man das zu akzeptieren, ein KAPO kann ggf. Einfluss darauf nehmen …. mit dem Risiko, dass eine evtl. Strafe noch verstärkt wird.

MasterMarc: Was soll ich da als Master sagen …. Klar gibt es Tops die über die Stränge schlagen, aber das sind nicht unbedingt die guten ihrer Zunft. Aber als Top trägt man die Gesamtverantwortung, auch wenn es sein kann, dass ein Teilprojekt, und somit der Teilprojektleiter die grösste Last trägt. Dennoch die Verantwortung bleibt beim Top und dessen muss er sich auch bewusst sein. Oder siehst du das anders?

Andiost: Das klingt ja wie in einem Wirtschaftsmagazin, aber du hast recht. Wenn man es so betrachtet, dann hat der TOP als CEO die Gesamtverantwortung. Oft habe ich aber erfahren müssen, dass gerade die Last (zu)gross wird und die TOPs dann gerne die Hilfe des KAPO annehmen. Ich drehe dass dann so, dass sie ihr Gesicht nicht verlieren, wenn sie der Situation nicht ganz gewachsen sind. Drehe den Spiess um, aber wehe sie werden sich dieses bewusst, dann folgt oft eine Zucht, die sich sehen lassen kann. Ich geniesse das dann sehr und fühle mich pudelwohl.

MasterMarc: Hehe, Geniesst den Erfolg im Stillen und geniesst die Hiebe. 🙂 Wenn ein Sub in sich den Wunsch spürt, Kapo oder Alpha zu werden, was für Tipps kannst du ihm dann geben und wie soll er vorgehen?

Andiost: Zuerst sich selbst analysieren, ob er der Aufgabe wirklich gewachsen ist. Verantwortung zu tragen. Auszuteilen und einzustecken. Im Zwiespalt der Gefühle zu sein und dies wirklich verarbeiten zu können. Wie bereits vorab beschriebene Charakterzüge sind aus meiner Sicht unabdingbar.

Sehr wichtig: Sich Rat von anderen Alpha/KAPO holen. Nicht scheu sein und offen den Wunsch, die eigene Begierde nach “Geben und Nehmen” angehen.

NB: es müssen nicht immer Hiebe sein….es gibt da noch viel subtileres an “Machtmitteln” bei TOPs die ihr Handwerk verstehen.

MasterMarc: Danke für die Nebenbemerkung. Dessen bin ich mir mehr als bewusst. Und die Aufforderung über seine Wünsche mit seinem Gegenüber zu sprechen gilt nicht nur dafür. Ich möchte dir für dieses Interview danken und überlasse gerne dem Kapo das Schlusswort.

Andiost: Reine TOPs wie reine SUBs, bitte akzeptiert, dass es auch noch was dazwischen gibt. Bereichert eure Spielchen mit einem Gehilfen. Es wird die Szenerie in jede Fall bereichern.

Lebensmotto:

“You must never try to make circumstances fit the plan: you must always make the plan fit the circumstances”.

“Versuche nie die Umstände deinem Plan anzupassen; passe deinen Plan immer den Umständen an!”

Ich wünsche allen Lesern viel Spass und Erfüllung der jeweiligen Wünsche/Bedürfnisse in den unzähligen Varianten der SM-Szenerien.


Du findest Andiost unter diesem Nick auch auf Gayromeo.

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