Ein Erlebnisbericht von Probondage.
Ich könnte jetzt wild los schreiben und von meinen Erlebnis in einem schwulen Fetisch-Bootcamp berichten, aber ich möchte den Lesern, die sich in der schwulen Rollenspiel-Szene nicht auskennen einmal grundlegend etwas erklären.
Die schwule Fetischszene ist sehr breit gefächert. Es gibt Kerle die stehen auf Leder, Gummi, Arbeiterklamotten und eben auch Army. Manche reicht es in den Klamotten einfach nur Sex oder auch BDSM zu haben, manche eben nicht. Ich gehöre auch zu der Fraktion, die Fetischklamotten am liebsten dazu zu nutzen um einen Rahmen für ein gewisses ROLLENSPIEL so authentisch wie möglich zu schaffen.
Rollenspiel? Ja, es gibt unzählige Varianten von schwulen Fetisch-Rollenspiele – Da werden Kidnappings, Verhöre, Überfälle und und und inszeniert. Der schwulen Fetischfantasie sind keine Grenzen gesetzt. Doch eine, NIEMAND WIRD GEZWUNGEN UND GRENZEN WERDEN EINGEHALTEN.
Mancher zuckt bestimmt jetzt innerlich zusammen und macht sich seine Gedanken. Das Recht spreche ich jeden zu, dann ist das nichts für dich. Lass die Finger davon, und erfreue dich deines Sexuallebens, wie du es magst, und uns unser Sexualauslebens, wie wir es mögen.
In deinen Augen „Pervers“, und in unseren EINFACH GEIL.
Diese Art Spiele tun niemanden weh und eine Gefahr für die Allgemeinheit besteht auch nicht. Wir leben einfach nur unsere Wünsche und Vorstellungen aus. Denn es gibt einen gehörigen Unterschied zumrealen Leben – niemand wird ernsthaft verletzt und es gibt immer einen Ausweg aus der Situation, indem man ein Stoppwort ruft.
So und nun war ich also in einem Bootcamp in Ostdeutschland und habe mich auf dieses Abenteuer eingelassen. Militärischer Umgangston, Drill,Geländeübungen, Folter und vieles mehr…
Ja, ich weiß was jetzt kommt, das ist ja Gewalt- und Kriegsverherrlichend – Nein, ist es nicht. Unsere Motivation besteht nicht darin uns kampffertig für einen Kriegseinsatz zu machen, sondern das wir davon geil werden und einfach unsere reale Welt für ein paar Tage vergessen und unsere sexuellen Wunschvorstellungen wahrwerden lassen. Kann man fast neidisch werden, nicht wahr?
Okay, dann ist das ganze Schauspielerei? Nein, so ein schwules Fetischrollenspiel kann nur funktionieren, wenn man NICHTschauspielt, sondern die gewünschte Rolle auch wirklich lebt. Wenn man sich auf so was einlässt, muss man seine reale Person einfach vergessen und in eine Person schlüpfen, die man schon immer gerne sein wollte, ohne das wirklich Gefahr besteht.
Und ich wollte schon immer mal gerne Sträfling sein, natürlich nicht im richtigen Knast, sondern zwar so authentisch wie möglich, aber in erster Linie um wahnsinnig geile Sexspiele und SM-Erfahrungen zu haben.
Also hab ich mich beim Bootcamp als Strafgefangener gemeldet und bekam dann auch gleich eine Liste, auf der ich anzugeben hatte, welche Wünsche, Vorstellungen ich habe und was meine Tabus sind und was in keinen Fall durchgeführt werden darf. Na, wird es langsam klar, wohin die Reise geht? Das ist alles im Vorfeld abgesprochen und wird auch später im Spiel absolut berücksichtigt. Falls es doch mal zu weit geht, kann jederzeit ein vorher abgesprochenes Stoppwort gesagt werden, dann wird sofort unterbrochen.
Diesen Fragebogen sollte man vernünftig und vor allem ohne Selbstüberschätzung ausfüllen. Dieser Fragebogen ist nämlich Grundlage für das gesamte Rollenspiel und dient den Veranstaltern als Richtschnur, worauf sie das gesamte Event aufbauen.
Gut, also als Strafgefangener in einem Bootcamp hab ich mich nun eingeschrieben, dann erfolgte auch der Einberufungsbefehl mit einer Unzahl von Ausrüstungsgegenstände, die ich mitzubringen habe. Da ich die Hälfte davon nicht besitze, haben sich ganz spontan andere Teilnehmer schon im Vorfeld dazu bereit erklärt mir die Sachen zu leihen, die ich nicht besitze. Kameradschaft fing schon in der Planung an und sollte das ganze Wochenende bestimmend sein.
Was hatte ich mir eigentlich unter meiner Rolle vorgestellt? Um ehrlich zu sein, Häftling im Knast und ab und an ein bisschen SM-Folter – das sollte sich als Trugschluss erweisen. Denn ich war dort „militärischer“ Strafgefangener, das heißt Soldat, der unter Arrest steht, aber immer bei der Truppe dabei ist und alle militärischen Aufgaben, teilweise sogar verschärft mitzumachen hat. Und das mir als Pazifist. Darüber aber später mehr.
Mit dem Gefühl von absoluter Geilheit, Vorfreude aber auch eine ganz schöne Portion Angst trat ich dann die Reise an. Am Zielobjekt angekommen war ich überwältigt. In Ostdeutschland gibt es leerstehende ehemalige NVA-Gebäude und Grundstücke. Diese spezielle Location ist sogar in privater Hand und somit bestand auch kein Kontakt mit der Öffentlichkeit. Wir waren unter uns – schwule Fetischkerle, verdammt geil darauf ein Army-Wochenende unter Männern zu gestalten.
Wir, das waren Kerle aus ganz Deutschland – unterteilt in Anleiter, Rekruten und Strafgefangene. Nach dem „Einchecken“ und „Stube“ beziehen und anschließenden in Reih und Glied Aufstellung im Flur, merkte ich sehr schnell, dass hier ein scharfer militärischer Wind weht und das Spiel begann.
Ich bekam ernste Zweifel, ob das das richtige für mich ist, aber was sollte ich tun? Ich war weit weg von der Zivilisation, ohne eigenes Auto und click here in ein paar Minuten gefangen. Ich beschloss, das ganze so gut wie möglich durchzuziehen. Doch mit dem Formaldienst hatte ich anfangs echte Schwierigkeiten, nicht nur, dass ich keine militärische Ausbildung habe, nein, es war mir zuwider und erinnerte mich einfach zu stark an das von mir verhasste reale Kriegshandwerk des Soldaten. Doch im Grunde genommen sind die üblichen Rollenspiele, die ich gerne mache, nichts anderes – Ob als Sklave oder Hund bekommt man Befehle und gehorcht. Also machte ich mir klar, dass ich hier nicht ausgebildet werde, um nach Afghanistan oder Irak geschickt zu werden, sondern um beim Spiel „Befehl und Gehorsam“ möglichst meinen Spaß zu haben und meine Geilheit zu steigern.
Ein Problem, dass ich auch nicht ändern konnte blieb allerdings bestehen. Wo gibt es denn Häftlinge, die es genießen gefesselt und schikaniert zu werden? Tja, meiner einer ist so einer. Als devoter schwuler Mann fügt man sich nicht nur, sondern genießt jeden demütigen Augenblick. Passte nicht ganz zu meiner Rolle als „unfreiwilliger“ Gefangener, aber was anderes konnte ich den anderen aber nicht bieten, es sei denn ich schauspiele.
Jedenfalls dann war ich halt die devote Schlampe und konnte damit auch gut leben, doch so richtig passte ich nicht in die Gruppe. Mein extra mitgebrachter Häftlingsanzug der exakt meine Größe hat und mir wie maßgeschneidert steht, trug dazu bei, dass ich schnell den Namen „Püppchen“ bekam und damit war klar, ich werde keinen leichten Stand haben, wenn „Mister Fetish“ nicht alles vorhergehende vergisst und sich wirklich in die Gruppe einbringt, und kostet es meine letzte Kraft.
Hier zählte mein „Fetisch-Promi-Status“ einen Dreck, hier kam es darauf an sich zu behaupten, sich Respekt und Anerkennung zu erarbeiten und der einzige Weg war, MITMACHEN, nichts verweigern und die Kampftöle herauszuholen.
So kam es, dass ich in schwerster Kampfausrüstung durchs Gelände robbte, „Minen“ ausbuddelte und unzählige Formaldienst Aufgaben absolvierte, ah ja, und SPORT zu treiben hatte. Wann hatte ich mich das letzte Mal sportlich bestätigt? Ah ja, für die Vorbereitung zum Contest zum “German Mister Leather“, aber das konnte man nicht vergleichen. Schnell stellte sich ein über den ganzen Körper verteilter überall spürbarer Muskelkater ein, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Und auch wenn man es kaum glauben mag, ich spürte nach langer, langer Zeit mich selbst wieder einmal richtig und fühlte mich von Stunde zu Stunde immer wohler in meiner Rolle als Strafgefangener Rekrut.
Die SM-Einlagen, die durchgeführt wurden waren allesamt extrem geil – auch die Angst vor dem Elektrohalsband hab ich am WE verloren, beim nächsten Mal, kann es ruhig höher eingestellt werden grins Aber, alles was der Dirk nicht kennt, genießt er erst mal mit Vorsicht.
Geschlafen hab ich übrigens in einem absolut authentischen Zellentrack mit meinen Strafgefangenen-Kumpeln hinter Gittern und in Ketten, absolut geil.
Ich fraß Dreck, leckte schlammige Stiefel, ließ mich demütigen und bis an meine Grenze treiben. Fraß uraltes Bundeswehrfressen mit den Fingern und störte mich nicht daran wie ich wohl aussähe dabei. Schwitze wie ein Schwein und roch auch bestimmt dementsprechend. Aber es war einfach nur GEIL! MEHR DAVON!
Das ich beim Bundeswehr-Fitnesstest dann auch noch den 2. Platz erreichte, krönte dieses Extremerlebnis und machte mich ungemein stolz. Ja, das hab ich gebraucht. Endlich mal wieder mich selber zu testen, weit ab von irgendwelchen CSDs oder Veranstaltungen. Meine Grenzen zu erfahren und wieder zu mir selbst zu finden. Ich weiß nun, welche Kraftreserven in mir stecken, dass ich mich in einer Außenseiter Position zu behaupten weiß und diese verlassen kann und das wichtigste, nach allem öffentlichen Auftritten nichts verlernt habe und in mir immer noch eine verdammte Drecksau steckt, und das ist gut so.
In Zukunft werde ich die Sau wieder öfter herauslassen und mich selber ausleben, dabei werde ich natürlich nicht meine Aufgaben in der schwulen Fetischszene vergessen und weiter für die geilsten Kerle der Welt streiten. Aber ich sehe nun den Armyfetisch mit anderen Augen und werde niemals wieder die Feldbluse in die Hose stopfen, damit die Uniform geiler aussieht. grins Außerdem habe ich meinen Frieden mit der Institution Militär und den Army-Fetisch-Rollenspiel gemacht. Das eine, hat mit den andern nichts zu tun. In schwulen Uniformgruppen wird das Positive der Armee ausgelebt: Kameradschaft, Männerfreundschaften und Solidarität. Dazu noch schwuler Sex und abgesprochene SM-Sessions in geilen Armyklamotten.
Mehr Infos zum Bootcamp findest du in diesem Interview.