SM wird oft mit Schmerzen gleichgesetzt. Doch darf man den Sado-Masochismus auf das Bereiten und Empfangen von physischem Schmerz reduzieren? Für mich ist der körperliche Schmerz nur eine von vielen Facetten dieser Art seine Sexualität und seine Beziehung zu leben. Ob meine Auffassung von SM der de-sadschen Definition von Sadomasochismus entspricht, ist mir eigentlich egal. Ich will meine Einstellung leben und nicht Vorstellungen Dritter auf mein Leben stülpen. Dies wäre ja wahrlich alles andere als selbstsicher, ehrlich und dominant.
Für mich spielt das psychische Spiel, das Zwischenmenschliche zwischen Meister und Sklave die viel grössere Rolle. Im Zentrum meines Empfindens steht diese freiwillig gewählte Abhängigkeit voneinander. Ja, VONEINANDER, denn bereits im Text „Wie ich den SM sehe“ hab ich geschrieben, dass auch ein Meister ohne Sklave sein Masterdasein nicht leben kann. Mir geht es um die Führung, Beherrschung, Kontrolle meines Gegenübers und dies möglichst auch im Alltag. Da ist der Schmerz sicher nicht ständig präsent, die Dominanz und des Sklaven Submissivtät sollten jedoch jederzeit spürbar sein, auch wenn man ganz normale Aktivitäten unternimmt und oft normalen Umgang pflegt.
Der Schmerz ist dabei für mich nur ein Werkzeug meiner Dominanz und es ist nicht mal das härteste Tool. Denn so ist zum Beispiel die Ignoranz des anwesenden Sklaven, wie auch des abwesenden nach seinem Master süchtig gewordenen Sklaven, um ein mehrfaches härter. Ich sehe mich selbst nicht als Sadisten, denn es ist nicht das Bereiten von Schmerzen, welches mich aufgeilt. Viel mehr erregt mich, dass ich die Möglichkeit habe und auch das Recht, dem Sklaven wann immer ich will, als Strafe aber auch aus reiner Freude, Schmerzen zu schenken. Ich benutze absichtlich das Wort „schenken“ da ich dies ja nur bei Menschen mache, die sich diese auch wünschen. Selbst sehe ich mich als Dominanter mit einer sadistischen Ader. Das zeigt das der Schmerz für mich nicht im Mittelpunkt steht, aber dennoch seine Wichtigkeit besitzt.
Was macht den Schmerz so speziell und gibt ihm die Wichtigkeit? Ich denke, dass das Schmerz bereiten eigentlich etwas ist, das in der Gesellschaft als negativ angesehen wird. Es ist ein sehr brachiales Zeichen der Macht und Willkür. Der Schmerz ist ein Instrument, welches ausserhalb unserer gesellschaftlichen Normen liegt und einen in das Zeitalter des Faustrechtes und der Knechtschaft zurück katapultiert.
Für denjenigen der ihn erleiden muss, stellt er eine Erniedrigung dar und zeigt ihm sehr deutlich die Machtlosigkeit seiner situativen Existenz auf, denn eigentlich würde man sich gegen den Schmerz wehren. Jetzt kann die Situation so sein, dass man physisch nicht im Stande ist, diese Schmerzen abzuwehren, oder dass man selbst genau weiss, dass Gegenwehr die Situation nur noch schlimmer macht. Die Schilderung dieser Situation trifft sicherlich nicht vollständig auf Extremmasochisten zu, welche den Schmerz lieben und ihn in der Extremform herbeisehnen. Ich selbst mag Extremmasochisten weniger, da ich im Schmerz nicht die Belohnung und die Wichtigkeit sehen möchte, welche er für diese Gattung Mensch hat.
Für mich ist der Schmerz primär ein Instrument der Abrichtung, ein Werkzeug der Bestrafung und Züchtigung. Mein Gegenüber sollte ihn aushalten wollen, sollte wissen, dass er zu seinem Leben dazu gehört und seine Empfängnisbereitschaft für Schmerzen trainiert und geweitet werden wird. Aber er sollte nicht sich diesen herbeisehnen, sondern mehr einen gesunden Respekt vor ihm haben. Denn gerade dieser Respekt vor dem Schmerz als Strafe wird ihn gefügiger, williger und gehorsamer machen. Somit sind wir wieder auf der psychischen Seite des SM, welche bei mir eine bedeutend höhere Stellung einnimmt. Der Schmerz als physischer Akt unterstützt somit die psychischen Aspekte des Sadomasochismus und hat deshalb auch in meinem Denken eine Wichtigkeit, die nicht zu vernachlässigen ist.