Ein interview mit Sharkhands Joe, einem richtigen BODYMODS lover.
MasterMarc: Hey Joe, wie gehts dir? Wenn ich einen Illustrator fragen würde ob er mir ein Bild von einem coolen und jungen Punkmusiker zeichnen würde, würde ich wohl eines bekommen das eine ziemliche Ähnlichkeit mit dir hat. Wie viele Piercings und Tattoos hast du und kannst du uns erzählen wie du damit angefangen hast?
Joe: Hey MasterMarc, es läuft super, danke. Und Danke für das Kompliment! Im Moment hab ich eigentlich nur 3 Piercings, meine Ohren und Zunge, aber über die Jahre hatte ich wohl schon die meisten üblichen Piercings die man an Leuten sieht getragen, wie Lippen, Nase, Septum, Augenbrauen, Bauchnabel etc etc. Bei den Tattoos hingegen, uff, wow, da habe ich schon länger nicht mehr gezählt. Ich tendiere dazu meine Antwort ein bisschen in wie viel meines Körpers von Tattoos überzogen ist oder wie viele Stunden ich auf dem Tattoostuhl gesessen habe abzuwandeln – was im Moment so etwa gegen 100 Stunden wären. Mittlerweile sind meine beiden Armen, meine Brust und und Bauch, Hals, das unteren linke Beins und der Fuss tättowiert. Mit dem Fuss habe ich gerade angefangen. Ich schätze der ganze Prozess hat wohl 2001 angefangen als ich 10 Jahre alt war und meine Mutter fragte ob ich meine Ohren piercen dürfte und ich die Erlaubnis bekam. Meine Ohren waren meine einzigen Piercings bis ich 16 wurde und die Schule abschloss. Da liess ich mir die Lippen piercen, und von da an ging es weiter bis ich 18 wurde und und mein erstes Tattoo machen liess – legal und von einem super Künstler! – was nicht so oft vorkam in meinem Freundeskreis zu der Zeit.
MasterMarc: Ich sehe schon du warst schon mit 18 ziemlich wählerisch 🙂 Kannst du uns sagen wieso du einige der Piercings wieder entferntest?
Joe: Haha Ja das war ich wohl damals schon. Bis zu dem Punkt wo ich schon 3 Mal dasselbe Piercing hatte! Nachdem dem ich mich ständig umentscheidete von es nicht zu mögen und es wiederwollen. Der Grund weshalb ich die meisten entfernen liess liegt etwa 3 Jahre zurück. Ich entwickelte eine Leistenhernie und musste eine sie operativ entfernen lassen. Das bedeutete, das ich meinen gesamten Körperschmuck entfernen lassen musste. Was ich auch tat. Nachdem ich vom Anästhätikum aufwachte war mein erster Gedanke das ich nicht alle Piercings wieder hineinkriegen würde, und das resultierte darin, dass meine Nasenpiercings auf beiden Seiten, meine “Smiley” und Septumlöcher alle über die 4 Tage, die ich sie ungefüllt liess, heilten . Ich dachte daran sie re-piercen zu lassen aber zu der Zeit war ich auf einem anderen Trip aufgrund einer Beziehung und ich liess das Thema auf sich ruhen. Ich hatte allerdings immer noch meine 2 Schlangenbiss Lippenpiercings, meine Zungenpiercings, Meine gestretchten Ohren und den am äusseren Piercing an meinem linken Ohr. Der ging jedoch auch bald weg, da er zu unbequem war wenn ich Kopfhörer trug, genau wie meine Lippenpiercings als ich eine Beförderung bei meiner Arbeit bekam – ich wurde nicht danach gefragt, aber ich dachte einfach ich würde so ein wenig “erwachsener” und “professionell” wirken, obwohl ich damals schon ein ziemlich auffälliges Tattoo um den Hals hatte, aber es machte einfach Sinn in meinem Kopf zu der Zeit! Die anderen Ohrenlöcher verschwanden später einfach mit der Zeit als mein Strechting langsam grösser wurde in dem grossen Loch – das klingt jetzt schmerzhafter als es in Wirklichkeit war, nämlich überhaupt nicht. Meine Augenbraue wurde in einem fragwürdigen Studio gepierct, aber wenn man 16 ist denkt man nicht wirklich an solche Dinge, und das resultierte leider darin, dass mein Körper es abstiess und eine sichtbare Wunde hinterliess – zu der ich coole und eindrückliche Stories erfinden kann wie ich zu der kam! Mein Nabelpiercing heilte nicht so gut, auch weil ich es nicht gerade die Sorgfalt walten liess und ich irgendwann einfach keine Lust mehr dazu hatte und es rausnahm.
MasterMarc: Piercings rausnehmen um “erwachsener” auszusehen… bist du etwa ein Philister? 😉 Was war deine Motivation dir die Piercings in erster Linie machen zu lassen? Wieso stehst du drauf?
Joe: Naja, viele der Bands, die ich damals hörte, hatten nen gewissen Look, mit Piercings, Tattoos, Frisuren – und seien wir ehrlich, wir alle wollten aussehen wie die coolen Bands, die wir liebten als wir 15 waren! Es ging damals darum um anders zu sein als die anderen, und weil ich zu jung für Tattoos war waren halt Piercings der beste Weg um aufzufallen, nicht um Aufmerksamkeit zu kriegen, nur damit ich anders war. Ich wollte niemals nur ein anderer sein, und ich weiss, das ich sicher nicht der einzige war, der gestretchte Ohren hatte, oder Piercings oder Tattoos, aber mit jedem einzelnen das ich machen liess machte mich ein bisschen mehr einzigartig. Ich stellte mir immer wieder die Welt wie durch ein Computer vor, wo man die Bevölkerung filtern konnte – Menschen mit gestrechten Ohren 5 %, mit gestrechten Ohren und Tattooarm 3 %, mit gestrechten Ohren, Arm- und Halstattoo 0.5 %, und so weiter. Ich versuche langsam, diese metaphorische Prozentzahl auf mich alleine herunterzuschrauben.
MasterMarc: Hat das etwas mit Selbstvertrauen zu tun?
Joe: Natürlich, ich begriff das natürlich zu der Zeit noch nicht. Ich war ein magerer Teenager der an Akne litt und Spange und Brille trug. Ich suchte nach einem Grund um besser zu sein. Das einzige das sich seit damals änderte ist der Spangenteil. Aber ich bin heute viel selbstsicherer, zum einen wegen der Lebenserfahrung, und zum anderen sicher auch, weil meine Tattoos mir ein wenig einen Schild bieten.
MasterMarc: Heute sind deine Piercings und Tattos ja sehr sichtbar. Wie hat sich dein Leben damit verändert? Wie sind die Reaktionen darauf?
Joe: Also, obwohl es immer wie normaler für Leute wird Piercings und Tattoos zu haben, drehen sich immer noch täglich Leute auf der Strasse nach mir um und starren. Es stört mich nicht, wenn man mich etwas dazu fragt, solange die Fragen nicht saumässig blöd sind, wie “Tat das weh?”, aber die Leute machen das nicht, und einige meiner heutigen Freunde sagen dass sie mich ziemlich einschüchternd fanden, bevor sie mich richtig kennenlernten. Ich wünschte das wäre nicht so, aber ich lernte es so zu akzeptieren wie es ist, und es lässt mich die Welt ein wenig in einem negativen Licht erscheinen, das die Menschen immer noch diese falsche und schlechte Einschätzung über Mods haben.
MasterMarc: Tat es weh?…. 🙂 Natürlich tat es das, aber meine Frage ist, ob du ihn als Teil davon auch mochtest? Zuerst zu leiden, um mit dem Resultat belohnt zu werden?
Joe: Am Anfang genoss ich den Schmerz. Es war Teil der Erfahrung – ein Teil des Ritus sozusagen. Aber jetzt, nachdem ich ein paar zusammengetragen habe kann ich wohl sagen das ich nicht mehr ein Fan von den Schmerzen bin und glaube das ich meinen fairen Anteil an Blut und Schmerz getragen habe!
MasterMarc: Ich bin sicher Tränen stehen dir 😉 Hast du irgendwelche Piercings im Kopf die du noch nicht gemacht hast, aber gerne ausprobieren würdest?
Joe: Ich war immer neugierig auf diese Prinz Albert und Nippelpiercings – allerdings bloss wegen der Ästhetik. Aber nachdem ich in einem Tattoo und Piercingstudio gearbeitet habe und sah, wie sie gemacht wurden… die Schreie und Gesichtsausdrücke der Kunden gesehen habe… hat sich der Wunsch danach gelegt. Ich wollte auch einmal einen Dermal Anchor Piercing für eine Weile aber ich wusste nie wo ich ihn haben wollte.
MasterMarc: Jetzt übertreibst du aber. Prinz Alberts sind nicht sooo hart zum machen… und sind ja eigentlich auch die mit den wenigst problematischsten zum Heilen, da du sie beim Pissen ja desinfizierst. Was machtest du denn im Studio?
Joe: Ich war ein Tattookünstler Azubi, und versuchte dort nebenbei Piercen zu lernen. Ich war für 2 Jahre dort und es verschaffte mir eine Menge Selbstsicherheit und ich bekam die Person die ich heute bin, selbst wenn ich karriereweise nirgendwo hinkam.
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MasterMarc: Aus deinen Erfahrungen im Studio heraus: Was ist der grösste Fehler, den Neulinge mit dem ersten Tattoo machen können?
Joe: Etwas das mich oftmals auf die Palme brachte waren Leute, die in den Shop kamen und nach einem Armtattoo fragten – und mich dann fragten, was für ein Motiv sie machen lassen sollten. Sie wollten lediglich den Tattoolook und kümmerten sich nicht über das Design oder die Bedeutung dahinter, nur der populäre Style zählte, das Schwarz und Grau religiöse, populär gemacht von David Beckham. Meistens zeigten die Leute nicht ein Zeichen von Religiösität. Das ist ein Fehler den man ruhig auslassen kann.
MasterMarc: Ich bin sicher den Fehler hast du nicht gemacht. Hast du einen übergeordneten Plan für deine Tattoos? Kannst du uns sagen was du mit ihnen zeigen möchtest?
Joe: Ich habe nicht wirklich einen grossen Plan für meinen Körper. Als ich mit den Tattoos anfing wollte ich anfangs wirklich nur das eine, und ein paar Monate später wollte ich wieder ein anderes, und so ging es weiter. Ich habe nie geplant in Tattoos gepflastert zu sein, es passiert einfach langsam. Zum Thema was ich mit meinen Tattoos ausdrücken möchte. Ganz einfach. Mich. Meine ups, downs, meine Persönlichkeit, an was ich glaube, was ich mag, was ich liebe. Das was mich ausmacht, mich! Nicht alle meine Tattoos haben eine extrem tiefe Bedeutung, aber das brauchen sie nicht. Sie haben alle ihre eigene Bedeutung, klein oder gross, egal ob die Leuten sie verstehen oder nicht. Ich weiss sie, und das ist, weshalb ich sie habe.
MasterMarc: Kannst du uns dein erstes Tattoo, das neueste und zwei deiner Favoriten zeigen und uns die Story dahinter erzählen?
Joe: Mein erstes Tattoo war ein Schriftzug über meine Brust – wahrscheinlich nicht der beste Start, da es sehr schmerzhaft war. Es liest sich “Mit weit offenen Augen” und ist eine Erinnerung für mich, so durchs leben zu gehen, nicht ignorant zu sein und die schönen Dinge im Leben zu sehen. Das Tattoo mit dem ich vor kurzem angefangen habe, am unteren linken Bein, ist noch nicht fertig, aber das Konzept ist raues Wasser, und es soll einmal so über das ganze Bein verlaufen bis zu meiner Hüfte. Eine Menge meinr Kollegen denken es ist eine schreckliche Idee und eine “Verschwendung” von Tattooraum, aber ich kann mir nichts schöneres vorstellen als simple brechende Wellen, die ein Viertel meines Körpers zieren. Ein paar meiner Favoriten sind mein Hahn, ein Zeichen der Hingabe an meine Lieblingsband – in einer Art wie sie meiner meinung nach getan werden sollten, nicht offensichtlich wie mit einem Logo! Und ein weiteres wäre wohl das Tattoo meine Internetkarriere startete, mein Hai. Es ist auf meiner rechten Hand, ich bin Rechtshänder, und es soll zeigen das ich wild, hart und stark sein kann, ohne zu denken. Und auf meiner linken Hand hingegen ist dann ein Adler, ein komplett anderes Tier im Gegensatz zum Hai, es ist präzise und clever.
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MasterMarc: Ich sehe schon, dein Körper ist wie ein Fotoalbum. Es zeigt Momente und erzählt Geschichten aus deinem Leben. Aber kannst du uns vielleicht sagen, was du genau meinst wenn du von deiner internetkarriere sprichst?
Joe: Naja, nachdem in einem Saufabend mit meinen Kollegen der Bandname Sharkhands (Haihände) aufkam, habe ich bald darauf Tumblr entdeckt. Und danach begann ich Social Medias zu nutzen und mein Image zu formen. Ich brachte es zu einer grossen Anzahl Follower auf Tumblr und Instagram. Diese brachten mir Modeljobs und vor kurzem die Möglichkeit einen YouTube Kanal zu starten.
MasterMarc: Ich glaube du solltest uns mal ein wenig mehr über deine Projekte und wo wir dich genau finden können, Joe
Joe: Also die meisten Posts von mir findet ihr im Moment auf Tumblr. Ihr findet mich auch auf Instagram / Twitter / YouTube wo ich Joe Sharkhands heisse, und auf Snapchat JJ-Rekka.
Ich plane in den nächsten 4-6 Wochen mein erstes YouTube Video zu veröffentlichen, für jeden, der ein Musikfan ist oder trockenen Humor mag. Oder einfach mehr über mich wissen will..
MasterMarc: Als letztes möchte ich dich noch fragen, was für nen Bodymod du als nächstes machen willst und was der verrückteste Bodymod ist, der dich interessiert.. aber für den du wahrscheinlich noch nicht bereit bist?
Joe: Ich werde ganz sicher noch mehr Tattoos machen lassen! Vielleicht werde ich mich auch bald wieder piercen lassen, obwohl ich im Moment noch nichts geplant habe in der Art. Was extremere Mods angeht, ich interessiere mich schon seit langer Zeit für Silikonimplantate unter der Haut, wie ein herzförmiges Implantat unter dem herzförmigen Tatto auf meinem Arm, obwohl das sehr ungewöhnlich in England ist, ich habe noch nie jemanden persönlich mit so etwas hier gesehen und kenne auch kein Studio, das das so etwas anbietet.
MasterMarc: Hey Joe, es war toll, mit dir zu reden. Ich wünsche dir alles gute in der Zukunft und hoffe, du informiertst uns, wenn dein Video online geht. Und wir sind alle gespannt darauf, wie dein Tattoo in ein paar Monaten aussehen wird 🙂