Ein Interview mit J Matt 22 – ein Cyber-Sex-Liebhaber und Cam4-Junkie.
MasterMarc: Hallo J Matt. Schön dass du Zeit gefunden hast ein wenig zu quatschen, auch ohne dass die Cam an ist. Du bist ein junger, gutaussehender und kinky Typ und lebst zwischen London und Bristol. Du solltest also wirklich keine Probleme haben, so viele Typen im realen Leben zu treffen, wie du nur wollen würdest. Kannst du mir erklären, weshalb du dennoch voll auf Cyber-Sex stehst?
J Matt: Hallo. Das ist doch kein Problem, ganz im Gegenteil, es ist mir eine Freude und ich danke dir dafür. Ich hatte im Verlauf der letzten Jahre doch einige Beziehungen im realen Leben. Aber um ehrlich zu sein, ich mag dieses an jemanden gebunden zu sein nicht wirklich. (Wir sprechen ja jetzt nicht von Bondage, da wäre es natürlich ganz was anderes.)
Für mich ist das Internet eine grossartige Erfindung und da gibt es so viel zu erkunden. Als Webcam-Performer hab ich die Möglichkeit täglich mit hunderten von Typen auf der ganzen Welt zu interagieren. Ich kann ess da mit Typen mit allen möglichen Kinks und Fetischen treiben, ohne die Behaglichkeit meines Wohnzimmers verlassen zu müssen.
Da gibts Kerle, mit denen ich Fun im Cam-Chat hatte, die ich nie wieder gesehen habe und andere mit denen sich da virtuell eine langfristige Freundschaft aufgebaut hat und mache davon hab ich auch in real Life getroffen. Aber alles fängt mit einem Klick auf dem Bildschirm an.
MasterMarc: Ich verstehe dich total, wenn du sagst, dass Monogamie nichts für dich ist und klar, das eigene Zuhause ist immer eine Wohlfühloase. Doch für mich ist Sex – und dabei der Fetisch-Sex noch viel mehr – ein zwischenmenschliches Spiel dass viel mehr Sinne beinhaltet, als nur das was ich sehe. Kannst du deine Befriedigung wirklich in dieser virtuellen Action und einigen Cam-Pics finden?
J Matt: Ich würde sagen, dass es Typen gibt, die ihre sexuelle Befriedigung alleine durch den Konsum von Pornographie und virtuellen Cam-Shows erlangen können
Ich selbst aber, mit der Erfahrung von realem Sex mit realen Berührungen und Action in vierlerlei Formen, könnte nicht meine ganze Befriedigung aus dem Onlinezeugs holen. Ich gebe dir recht, in der richtigen sexuellen Intimität haben viel mehr Sinne eine wichtige Rolle. Berühung, Geschmack, das Gefühl zweier Körper die sich an einander reiben ist doch etwas fast schon magisches. aber nicht unbedingt erforderlich um kurz die Eier zu leeren. Und es sind doch auch schon einige reale Treffen in die Hose udn waren einfach nur eine Enttäuschung.
Ich selbst betrachte das Cammen wohl einfach als Weiterentwicklung des traditionellen Pornos. Leute klicken sich durch das Angebot, suchen sich seinen Traumboy (oder Girl) aus und man kann auch um eine private Show bitten. Man bleibt anonym, kann spannern, zuschauen oder bei typen wie mir, sich im öffentlichen Chatroom präsentieren und eine Show bieten. Klar freue ich mich da auch über Trinkgeld, wenn ihnen meine Show gefällt oder sie spezielle Wünsche haben. Ich bin und bleibe halt ein für vieles offener Exhibitionist und freue mich Wünsche zu erfüllen.
MasterMarc: Wie ich von guten Freunden weiss, die selbst auch cammen, ist dieser exhibitionistische Teil wohl das Wichtigste, das was sie richtig heiss macht um auch vor der Cam die Show zu reissen. Liege ich falsch, wenn ich behaupte, dass das cammen nicht wirklich den realen Sex ersetzt sondern viel mehr einfach eine andere Art der Selbstbefriedigung ist? Ein weitergehendes Wichsen vor Publikum, so dass auch die exhibitionistische Ader befriedigt wird?
J Matt: Ja, es macht mich schon sehr an, zu wissen, dass da viele Augen lüsternd auf mich gucken, während ich versuche eine gute Show zu bieten mit geilen Posen. Ab und zu sind es mehrere Hundert auf einmal die da schauen, manche von ihnen mit der Hand in der Hose, andere am Keyboard. Ich selbst würde mich ja nicht als Darsteller bezeichnen, aber klar so eine Show zu bieten erfordert schon ein wenig Talent dafür und auch zur Improvisation..
Wenn meine Webcam an ist und ich da auch Anfragen erhalte, dann bin ich schon eine Art Darsteller. Da läuft mehr als nur ein wenig Wichsen, zumindest von meiner Seite her, denn sonst wirds schnell langweilig. Ich mag es dabei kreativ zu sein und benutze meine Toysammlung und so kann aus einer kleinen Idee eine lange Show werden.
MasterMarc: Kannst du uns erklären, wie deine Kreativität denn in solchen Momenten aussehen kann?
J Matt: Klar doch. Ich liebe es z.B. wenn ich vor einer Gruppe auftrete mit meinen Zuschauern ein kleines Spiel zu spielen. Auf einer Wandtafel hab ich die Zahlen von 1-6 mit verschiedenen Arten zu spielen aufgeführt. Das kann sich immer wieder ändern aber als Beispiel: 1: Arsch-Spanks / 2: Watersports / 3: Wachs-Spiele / 4: Nippel-Klammern / 5: Dildo-Fick / 6: Joker für die Zuschauer. Dann wird jedesmal wenn eine neue festgelegte Marke an Zuschauern erreicht wurde gewürfelt und ausgeführt.
Da ich immer mehr Toys habe, hat sich das ganze mittlerweile auf 12 Punkte vergrössert udn ich spiel mit 2 Würfeln. Es macht wirklich Spass und gefällt auch den Zuschauern. Sie fühlen sich so ins Spiel integriert. Mir gefällt es, dass ich das Gefühl habe, dass es nicht nur meine sondern auch ihre Show ist und ich bin da irgendwie der Gastgeber. 🙂
MasterMarc: Hehe, ein Fetisch-Casino! 🙂 Aber erklär mir mal, wie spankst du dich selbst? Das hört sich so an, als ob du es selbst nicht so wirklich hart magst. 🙂
J Matt: Fetisch-Casino? Haha, das gefällt mir! Diesen Namen hat noch nie jemand benutzt. Ich glaub den klau ich dir. 🙂
Ich kann schon den Sadisten raushängen, wenn es nötig ist, aber ich bin definitiv ein geborener Masochist. Ich hab ein Tattoo auf der Innenseite meines rechten Bizeps mit dem Text “Pain is inevitable, Sufferin is optional”. Ich denke das zeigt doch wie ich denke und fühle. Du kannst dich dem Schmerz ergeben und leiden oder du nutzt ihn um selbst stärker zu werden. Egal ob das von dir aus kommt oder ob dir jemand anderes diesen bereitet.
MasterMarc: Ich denke es ist Zeit aus der virtuellen Welt mal ins reale Leben zu wechseln. Worauf stehst du da, wenn du mit realen Typen spielst?
J Matt: Ich selbst würde mich da als sehr offen bezeichnen. Gerade in Sachen Sex bin ich jemand, der selten was nicht mitmachen würde. Am liebsten spiele ich, wenn beide in Gear stecken. Egal ob Sportswear, Leder oder Ruber … das ist mir egal, weil ich alles liebe. Ok besonders steh ich auf Ringerbodys. Von denen kann ich nicht genug bekommen.
Während einer kurzen Beziehung war ich tief im Pup Play drin. Da ging ich an Fetisch Conventions in voller Pup-Gear mit Tail, Maske, Halsband und was so dazu gehört. Das war …. interessant aber ich bin nicht sicher, ob ich das so schnell wieder mache.
Ich LIEBE es im Sling gefickt oder gefistet zu werden. Piss-Spiele machen mich heiss und ich liebe auch die Idee von Breath-Controle aber das ist ja nicht ganz ungefährlich. Deshalb hab ich noch nicht viel BC gemacht. Erstickungstot während des Sex macht sich auf dem Totenschein nicht so gut. Aber ich denke ich werd das schon noch weiter ausleben, wie auch alle unterwürfigen Dinge wie sich gefesselt auszuliefern. Ich bin halt naturdevot und liebe es!
MasterMarc: Du scheinst eine interessante kleine Drecksau zu sein. Worin siehst du die Unterschiede in Punkten wer und was du bist und wie du bist, wenn du die reale Action mit der Cam-Action vergleichst?
J Matt: Wow danke, das ist sehr lieb, Sir 😛
Ich bin sehr offenherzig, nicht nur vor der Cam sondern auch mit meinen Sexualpartnern. Viele sagen mir, sie könnten sich nie so wie ich in der Öffentlichkeit zur Schau stellen. Wohl auch aus Angst vor Spott oder Unsicherheit. Aber einige, wohl die Exhibitionisten unter ihnen, waren neugierig und wollten es mit mir ausprobieren und so habe ich mit denen auch als Team vor der Cam gespielt. Klar ich würde lügen wenn ich behaupten würde, dass wir uns da nicht ein wenig verstellt haben und den Leuten was vorgespielt haben. Aber mir ist es wichtig, egal ob solo oder mit Partner, dass ich der gleiche bleibe, egal ob die cam an oder ab ist. Ich bin so wie ich bin und habe meine Kinks.
Es kommt da natürlich auch immer darauf an, wie die Umstände sind. Zahlt mich z.B. jemand für eine Show, dann kommen die Wünsche des Kunden auf der anderen Seite der Leitung vor meinen eigenen Bedürfnissen. Dies soll aber nicht bedeuten dass ich alles mache. Auch ich hab meine Grenzen. Aber ich biete in solchen Situationen viel, aber wenn er meine Grenzen nicht respektiert, dann ist Schluss.
MasterMarc: Wenn ihr da Cam-Shows in Gruppe macht, ist dass dann wie ein Live-Porno oder versucht ihr die Zuschauer auch zu integrieren und zu interagieren?
J Matt: Ich würde sagen es ist etwas dazwischen. Wir planen eigentlich nicht im Vorfeld sondern sind da recht spontan. Klar wenn man zu zweit dran ist, blendet man die Zuschauer ein wenig aus aber man versucht doch die Show so aufzubauen, dass sie die Wünsche der Zuschauer befriedigt. Wir wissen natürlich dass es Dinge gibt die besser rüberkommen, aber das muss man auch erst ausprobiert haben, damit man das merkt. Es ist immer ein Experiment mit Fehlgriffen und Erfolgen.
Ich gehe mal davon aus, dass die meisten Zuschauer eigentlich nur gucken und abspritzen wollen. Wir sind nicht professionell aber ich weiss von meinem eigenen Pornokonsum, dass ich da die Amateur-Pornos bevorzuge. Diese professionellen Produktionen mit grossem Budget machen mich weniger an, weil diese meist gestellt aussehen.
MasterMarc: Wie wichtig sind dir eigentlich die Typen auf der anderen Seite der Leitung? Spielt es eine Rolle wie sie aussehen, wie sie sind, welches Alter sie haben oder ist es dir einfach wichtig, dass ihnen die Show gefällt und du deine exhibitionistische Ader ausleben kannst?
J Matt: Die Zuschauer und die Interaktion mit denen ist weniger wichtig, wenn ich mit einem Partner ne Show mache, weil die ja da automatisch auf ihre Kosten kommen und ich ja auch meinen Spass habe. Aber wenn ich alleine vor der Cam bin, dann ist diese Interaktion wichtig. Ich brauch das Feedback und die Sicherheit, dass ihnen gefällt, was ich biete. Ich brauche die Bestätigung, dass ich es gut mache. Ich mag es viel mehr, wenn mir jemand sagt, dass es scheisse war als dass er einfach dasitzt und nichts von sich gibt.
Wenn ich im Public Room mit vielen Zuschauern bin, dann ist es für mich weniger wichtig, was die Leute denken. Aber in einer 1:1-Situation ist es SUPER wichtig eine Beziehung mit dem Gegenüer aufzubauen und zu konversieren. Ansonsten wird es sehr öde.
Einige wollen mit Mikrofon interagieren andere nicht, einige wollen ihre Cam auch anmachen, andere bleiben lieber anonym. Es ist logisch wenn mir jemand gefällt oder er mir sympatisch ist, dann ist es einfacher abzugehen. Aber oberflächlich bin ich nicht, es müssen nicht alles super Typen sein. Sie müssen mir einfach sympathisch sein.
MasterMarc: Es hört sich ein wenig so an, also ob du die Cam-Action wie auch das Feedback brauchst um dein eigenes Selbstwertgefühl aufzubauen. Stimmt das?
J Matt: Ich bin mir bewusst dass ich ein Narzisst bin. Aber ich glaube das ganze kommt mehr aus einer Unsicherheit als aus Eitelkeit heraus. Ich sehe mich nicht als etwas besseres als andere. Ich war ein dickes Kind mit einem doofen Haarschnitt und wurde dafür in der Schule extrem gehänselt. Ich war extrem schüchtern und ich glaube die meisten meiner Schulkameraden dachten, dass ich als 40jährige Jungfrau irgendwo in einer Kellerwohnung lande.
Ich hab mit 13 Jahren das erste mal vor der Cam gewichst. Das war in einem Chat der “Pal Talk” hiess. Dieser war damals bei Amerikanern sehr beliebt. Klar, ich musste meine Altersangabe fälschen um rein zu kommen aber ich denke, jedem Zuschauer war klar, dass ich Minderjährig war.
Die Typen die da mit mir vor der Cam wichsten waren logischerweise viel älter und wenn ich so zurückdenke, dann finde ich es auch sehr widerlich, denn ich hasse nichts mehr als Pädophile. Aber ich kämpfe damals mit meiner Sexualität und es war für mich der Weg diese zu entdecken. Das Internet half mir dabei. Als ich da zum ersten Mal nackt vor der Kamera stand fühlte ich mich zum ersten Mal sexuell begehrt. Ich denke das war es, was mich dann immer wieder vor die Cam gebracht hat.
MasterMarc: Würdest du sagen, dass dein Exhibitionismus und die Cam-Action dir in deiner Entwicklung geholfen haben?
J Matt: Das cammen ganz sicher, zumindest am Anfang. Es hat mir erlaubt meine Sexualität im sicheren Umfeld meines Zimmers zu erforschen. Es hat mir geholfen meine Selbstsicherheit aufzubauen und gegen meine Bodyprobleme zu kämpfen. Und klar bediente es auch meine exhibitionistische Ader.
Wenn ich mal eine Pause vom cammen mache und mehr richtigen Sex habe, so denke ich immer wieder an meine Stammgäste und geh ab und zu online, und wenn es nur dafür ist, um ihnen zu sagen, dass es mir gut geht. Wenn ich länger off bin, dann vermissen die mich, ich vermisse sie und fühle mich irgendwie unwohl. Wenn ich dann nach längerer Zeit wieder on gehe, dann werde ich wirklich super lieb empfangen. Meine Zuschauer sind wirklich tolle Typen, die mich unterstützen und ich bin wirklich dankbar dafür. 🙂